Personalmanagement auf Abruf

Wie ein Notarzt, der zur Unfallstelle eilt, ohne genau zu wissen, was passiert ist und was ihn erwartet, mache ich mich auf den Weg nach Salzburg. Ich weiß nicht viel über meinen Kunden. Am Vortag ein kurzes Telefonat mit einem der Geschäftsführer, in dem er mir erzählte, dass sein Personalleiter kurzfristig ausgefallen ist. Also keiner mehr da, der das fünfköpfige HR-Team fachlich und persönlich führen könnte. Ein Teil des Unternehmens soll ausgelagert werden, Kündigungen sind durchzuführen, Verhandlungen für einen Sozialplan stehen unmittelbar bevor. Mein Auftrag zusammengefasst in wenigen Stichworten in meinem Notizblock. Während der Zugfahrt verschaffe ich mir einen Überblick anhand des Internetauftritts des Unternehmens.

Das HR Team begrüßt mich freundlich. Vorsichtig und zurückhaltend, da sie noch nicht einschätzen können, ob und wie ich ihnen helfen kann. Ich setze mich zu ihnen und höre ihnen zu. Lasse sie erzählen, welche Themen gerade auf der ToDo Liste stehen, wo es dringend Entscheidungen braucht, welche Themen ihnen selbst unklar sind und warum die allgemeine Stimmungslage im Unternehmen und im Team auch ein Thema sind. Eine gesunde Mischung aus jungen  und routinierten, langjährigen Mitarbeiterinnen, die das operative HR-Geschäft und das Unternehmen mit all seinen Eigenheiten gut kennen, sitzt hier vor mir.

Wir erstellen gemeinsam eine Übersicht über alle kleinen und großen Themen, trennen Wichtiges von Dringendem, legen fest, wer sich worum kümmern wird. Und ich nehme auf, wo und wie ich Unterstützung geben soll und kann. Fachliche Expertise und methodisch strukturierte Aufbereitung einer Entscheidungsgrundlage, Führung von Verhandlungsgesprächen  oder einfach „nur“ die Rückendeckung für das Team, dass sie einen Vorschlag genauso umsetzen können, wie gedacht.

Ich führe Gespräche mit den Betriebsräten, stelle mich als Ansprechpartnerin für ihre Anliegen zur Verfügung und beruhige so manch hitzig vorgebrachtes Anliegen. Ich klinke mich bei den Projektbesprechungen zur Umorganisation ein, lerne das Unternehmen kennen während ich aufmerksam zuhöre. Mein nüchterner, unvoreingenommener Blick von außen lässt mich das Wesentliche nach kurzer Zeit zusammenfassen.

„Warum bleiben Sie nicht für immer bei uns?“ fragt mich eine Kollegin aus dem HR-Team nach etwa drei Wochen. „Mit Ihnen ist alles so unkompliziert. Sie verstehen was vom Personalwesen und trauen sich, eine Entscheidung zu treffen.“ Ich freue mich über diese Frage und denke einen Bruchteil einer Sekunde darüber nach, ob das eine Option wäre. Nein, weil ich mich mindestens genauso darauf freue, bei meinem nächsten Kunden so rasch und wirksam helfen zu können.