Die zweite Hälfte des Erfolgs

„Mein nächster Blogartikel ist schon längst überfällig und mir fehlt noch ein Thema!“ seufzte ich beim Abendessen im Kreis meiner Familie. „Schreib‘ doch mal was über die Liebe!“ antwortete meine knapp 17jährige Tochter. Seit ein paar Wochen versucht sie, ihr Herz nach einem unverhofften Absturz von Wolke Sieben und einem harten Aufprall im Tal der Tränen wieder zusammenzuflicken. „Der Bogen von der Liebe zu den in meinen Blogartikel üblicherweise behandelten Themen wie Personalmanagement und Führung könnte schwierig werden!“ meinte ich, notierte mir ihre Idee aber in meinem Notizbuch.

Einige meiner bisherigen Blogartikeln handelten von Krisen, von schwierigen Entscheidungen, und scheinbar unlösbaren Problemen. Ich schrieb über Methoden, die man sich aneignen und trainieren kann, um den Führungsalltag zu bewältigen, ohne verrückt zu werden. Ich schrieb über meine Erfahrungen und wie ich diese nutzte, um mich weiterzuentwickeln. Oder darüber, was es braucht, um die anspruchsvolle Rolle „Interimmanagerin“ wirkungsvoll ausfüllen zu können.

Erfolgsgeheimnis

Wenn ich ganz ehrlich bin: Eines meiner wichtigsten Erfolgsgeheimnisse wacht jeden Tag neben mir auf. Wer hat den jedem meiner Karrieresprünge mit einem Lächeln und einem „Mach‘ nur, du schaffst das!“ Auftrieb verliehen? Wer hat mir denn immer Kraft gegeben, wenn ich phasenweise außerhalb meiner Komfortzone unterwegs war? Wer hat mir den zugehört, wenn ich mir meinen Frust, meine Sorgen, meinen Stress nach einem anstrengenden Tag von der Seele geredet habe? Wer hat mir immer die Hand gehalten, mich stets ermutigt, mich mit Ideen und ehrlichem, wertschätzenden Feedback bereichert? Von wem habe ich denn so vieles gelernt, das mir hilft, anspruchsvolle Aufgaben mit Leichtigkeit und einem Lächeln zu bewältigen?

Mein Mann hat selbst einen sehr herausfordernden Job im Management. Es ist also nicht so, dass er jeden Tag tiefenentspannt darauf wartet, für mich da zu sein. Daher darf ich für ihn das Gleiche tun, wie er für mich: Den Rücken stärken. Und zwar definitiv nicht in einem verstaubten Sinne, indem ich ihm seine Hemden bügle und pünktlich um 19 Uhr ein warmes Essen serviere. Ersteres tue ich grundsätzlich nie, zweiteres nur in Ausnahmefällen. Sondern in einem außerordentlich gleichberechtigten Sinn. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und sind füreinander Coach, Kummerkasten, Berater, Stütze, Ideenschmiede und wichtigste Vertrauensperson.

Dankbarkeit 

Tja, so einfach ist der Bogen von der Liebe zu erfolgreichem Management. Nur wie findet man einen solchen Partner oder Partnerin? – Keine Ahnung. Dafür habe ich genauso kein Rezept in der Schublade wie für das Bewältigen von jugendlichem Herzschmerz. „Eure Ratschläge für Liebeskummer sind voll nicht hilfreich!“ attestierte uns unsere Tochter, spätestens als wir mit Sprüchen aus der Kategorie „Andere Mütter haben auch fesche Söhne“ antanzten.

Daher ist vielleicht auch dieser Blogartikel „voll nicht hilfreich“. Aber ausdrückliche Dankbarkeit ist für sich betrachtet schon eine Kraftquelle. Und das gilt wiederum für jede Ressource, die einem zur Verfügung steht – nicht nur für die Liebe.

Jeder Mensch, der einen erdet und Rückhalt gibt, verdient es, Aufmerksamkeit zu bekommen. Je weiter oben in der Führungshierarchie desto komplexer die Aufgabe, desto höher die Gefahr, dass man sich selbst verliert und gleichzeitig niedriger die Chance auf ehrliches und offenes Feedback. Also egal, ob es der/die Partner/in, der/die beste Freund/in oder ganz wer anderer ist. Danke, dass ihr da seid!