Dein Bleistift als Wegweiser

Das Freizeitleben einer Interimmanagerin ist nicht mehr oder weniger aufregend als das jeder anderen durchschnittlichen Führungskraft, die nach einem langen Arbeitstag erschöpft nach Hause kommt. Abgesehen davon, dass ich manchmal jemanden umbringe.

Allerdings tue ich das nur mit den Universalwaffen Papier und Bleistift. Ich könnte auch Liebesgeschichten, Fantasyromane oder Kindermärchen schreiben – das hätte den gleichen Effekt. Nämlich an jedem Ort mit minimalem technischem Aufwand kreativ tätig zu sein.

Die Idee zu meinem Buch „Nach drei Zeilen ist immer wer tot“ kam nicht über Nacht. Dieses Buch ist entstanden, weil ich mich anfangs ziellos einem kreativen Prozess hingegeben habe. Ohne Anspruch auf Perfektion, ohne Erwartung einer Anerkennung. Nur für mich. Der kreative Prozess verselbständigte sich und brachte ein Ergebnis, dass so nicht besser geplant werden hätte können.

Zu der Zeit als ich einen Kürzestkrimi nach dem anderen schrieb, war ich beruflich sehr eingespannt. Ich schrieb nicht trotzdem sondern gerade deswegen kreative Texte. Je müder ich war, desto besser wurden die Geschichten. Weil der lästige innere Zensor nicht mehr die Kraft hatte, das Geschriebene als unnötigen Blödsinn abzutun, noch bevor es am Papier gelandet war.

Schreiben ist so viel mehr

Für die innere Balance finden sich natürlich tausend Möglichkeiten. Von Tanzen bis Gärtnern, von Stricken bis Laufen, von Trommeln bis Bergsteigen – alles wunderbar.

Was den Bleistift zur Universalwaffe macht ist seine Fähigkeit nicht nur als Sportgerät fürs Gehirnjogging zu dienen, sondern auch als Stütze in allen Lebenslagen.

Egal ob eine schwierige Entscheidung zu treffen ist, Lösungsmöglichkeiten zu finden sind oder ein Gespräch vorzubereiten ist. Schreiben hilft immer. Ein Ziel ist noch nicht ganz klar? Kein Problem. Hinsetzen, aufschreiben, was einem einfällt und das Ziel taucht mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Gedankennebel auf. Heftige Emotionen wie Ärger, Trauer oder Wut verstellen einem den klaren Blick? Hinsetzen, alles raus-schreiben und Entspannung darf im Körper wieder Platz haben.

Fokussieren oder Abdriften, Gedanken ordnen oder zerstreuen, Perspektiven klären oder sie wechseln. Alles möglich, Überraschungen inklusive.

Schreiben um des Schreibens Willen.

Welche Richtung die Wörter einschlagen, entscheidet meist der Bleistift für einen. Wenn man zulässt, in den Schreibfluss zu kommen und den Gedanken unzensuriert freien Lauf zu lassen.

Gerade für Führungskräfte, die regelmäßig gefordert sind, mehrere komplexe Themen parallel im Kopf jonglieren zu müssen ist Schreiben eine Methode, die jederzeit und überall anwendbar ist. Und nein, es muss dabei niemand sterben. Zum Start genügt es vollkommen, wenn Sie 10 Minuten lang alles aufschreiben, was Ihnen durch den Kopf geht.

* Nach drei Zeilen ist immer wer tot – Verlag punktgenau (verlag-punktgenau.at)

Foto: Andrea Schiffer