Betrieb eingestellt – was tun, wenn man strandet?
„Das überleben wir nicht!“ murmelt der Geschäftsinhaber des mittelständischen Familienunternehmen und meint nicht, dass er oder seine Familie am Corona-Virus sterben werden. Sein Unternehmen wird es vermutlich bald nicht mehr geben. In den nächsten Wochen, vielleicht sogar länger, wird der Umsatz auf € 0,00 sinken. Rund 100 MitarbeiterInnen sind in dem Betrieb angestellt.
Vor drei Wochen saßen wir noch einem Meeting in seinem Betrieb zusammen und diskutierten über Projekte und Vorhaben. Wie kommen wir rasch an gut qualifizierte Mitarbeiter heran, die es am Arbeitsmarkt kaum mehr gibt, war gerade noch die zentrale Frage, die in allen Köpfen präsent war.
Jetzt ist die Frage der Stunde: Kündigen oder Kurzarbeit? Frühwarnsystem auslösen, alle Mitarbeiter kündigen, Betrieb stilllegen und versuchen, ihn nach der Corona-Krise wieder hochzufahren? Oder mit dem Corona-Kurzarbeitsmodell durchtauchen, um dann rasch wieder am Markt agieren zu können. Wofür reicht die Liquidität, wieviel Resturlaub haben die MitarbeiterInnen, wie viele Stunden pro Woche können wir die MitarbeiterInnen beschäftigen? Und wie funktioniert diese Kurzarbeit überhaupt?
Sich plötzlich und unvorbereitet mit solchen Fragen beschäftigen zu müssen, ist für einen Betriebsinhaber, der sein Unternehmen über Jahre, vielleicht Jahrzehnte aufgebaut hat, schwierig. Nicht nur weil es arbeitsrechtlich diffizile Fragen sind, sondern auch weil es emotional kaum zu verkraften ist. Wie wenn ein Hausbesitzer, der mit mühsam Erspartem und einem Kredit sein lang ersehntes Haus fertig gebaut hat und dann gefragt wird: „Willst du dein Haus lieber komplett abbrennen oder Stück für Stück zerlegen?“
Führen wenn man selbst nicht mehr kann
Und gleichzeitig wird man nun von MitarbeiterInnen mit Fragen bombardiert. Bekommen wir alle einen Laptop für das home-office? Muss ich überhaupt noch arbeiten? Ganz zu schweigen von Anrufen von MitarbeiterInnen, die in Quarantäne geschickt wurden, im Ausland festhängen, sich um ihre Kinder kümmern müssen. Oder schlicht und ergreifend selbst Angst haben in einer Phase, wo sich fast stündlich die Neuigkeiten über die behördlichen Maßnahmen überschlagen.
Ratlosigkeit, Verzweiflung, Überforderung. Das schwappt mir nun täglich in den Telefonaten und Videokonferenzen entgegen. In diesem Zustand kann kaum jemand strukturiert, kühl und sachlich in hohem Tempo Informationen verarbeiten, Szenarien analysieren und vernünftige Entscheidungen treffen, die eine Vielzahl der eigenen MitarbeiterInnen unmittelbar betreffen – und am Ende einem selbst. Und schon gar nicht gute Führungsarbeit für die eigenen MitarbeiterInnen leisten, obwohl es jetzt ganz besonders wichtig wäre. Ich merke, wie erleichtert jeder reagiert, wenn ich ganz konkret die nächsten Schritte ansage, die nun zu tun sind – unaufgeregt und beruhigend.
Sich Hilfe holen – Jetzt!
Bei großen Naturkatastrophen, wo Häuser verschüttet werden, stehen Kriseninterventionsteams berei. Es wird geholfen, Entscheidungen zu treffen und den nächsten Tag zu planen. Als Interims-Human Resource Manager bin ich nun die persönliche Krisenintervention für Unternehmer und Führungskräfte, deren Betriebe jetzt im übertragenen Sinn unter Schutt begraben wurden. Nutzen Sie es!